Die neue Gesellschaft hat bereits begonnen

Die privatisierte Gesellschaft, die Macht der multinationalen Unternehmen, die Marginalisierung der Parteien, die Erosion des Staates und der Siegeszug der Digital-, der Gen- und der Nanotechnik bleiben für die Gesellschaft nicht folgenlos. Die Gesellschaft verändert sich grundlegend.

Die privatisierte Gesellschaft macht unser Leben schöner als bisher. Multinationale Unternehmen sorgen dafür, dass wir uns alles kaufen können und mit den preiswerten Waren aus Südostasien können auch Personen mit einem geringen Einkommen an dem Konsum teilnehmen.

Die Gesetze des Konsums verstehen wir inzwischen besser als die Gesetze des Staates, die unser Zusammenleben regeln sollen. Heute haben die meisten von uns dieses Zusammenleben in ihre eigenen Hände genommen und regeln es im Internet unter der fürsorglichen Aufsicht der multinationalen Unternehmen, scheinbar ohne den Staat mit seinen Gesetzen und Vorschriften.

Auf dem Weg in die Online-Demokratie

Allein die daraus folgende Frage, welche Rolle die politischen Entscheidungsträger:innen, deren Aufgaben für die gesellschaftliche Entwicklung immer bedeutungsloser werden, in Zukunft spielen sollen, verortet diese Veränderung an der Basis unserer Gesellschaft.

Demokratie ist bisher definiert als die Herrschaft des Staatsvolkes, seit einigen Jahren haben wir jedoch eine neue Situation. Wir entscheiden uns im Internet für bestimmte Waren und Amazon oder Alibaba, das chinesische Online-Versandhaus, setzen unsere Interessen in die Praxis um.

Wir wählen im Internet Firmen, weil sie unseren Konsuminteressen entsprechen und oft, nachdem Influencer:innen uns gut beraten haben. Wir stimmen im Internet in den Blogs, Chatrooms und sonstigen Online-Plattformen letztendlich darüber ab, wie sich unsere Gesellschaft entwickelt.

Die Demokratie verändert sich schnell und nachhaltig. Demokratie wird zur Herrschaft der Kund:innengemeinschaft. Wir wählen nicht mehr alle paar Jahre zwischen den Parteien, sondern täglich zwischen Microsoft, Amazon, Huawei, Apple, Samsung, Facebook, TikTok und vielem mehr.

Das Staatsvolk geht in der globalen virtuellen Demokratie auf, aus dem Staatsvolk wird die Online-Gemeinschaft mit nicht-territorialen Grenzen. Die neuen Grenzziehungen verlaufen zwischen Kund:inneninteressen und Interessen, die durch die Individualität der einzelnen Personen bestimmt werden.

So wie zwischen den zahlreichen Weblogger-Gemeinschaften, wo die Followers denen folgen, die ihrer individuellen Ausprägung am besten entsprechen und sich Follower-Gemeinschaften bereits ab dem Alter von 10 Jahren bilden. Wer in jungen Jahren in den Online-Gemeinschaften verankert ist, wird sicher nicht zum althergebrachten Demokratiebegriff finden.

Das Szenario 2095 rückt näher

Diese grundlegenden Veränderungen ebnen den Weg zu einem Szenario 2095,

  • wo die digitale Technik 24 Stunden am Tag unser Leben regelt und
  • in Verbindung mit der Nano- und der Gentechnik entscheidend zur Entwicklung des Menschen vom Homo sapiens zum Homo technicus beiträgt,
  • wo die weltumspannenden multinationalen Unternehmen die politische Macht übernommen haben und die richtungsweisenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entscheidungen in deren Chefetagen geplant werden,
  • wo das soziale Zusammenleben von den Online-Netzen der Medienunternehmen abhängt, die die sozialen Kontakte in den virtuellen Räumen organisieren und damit auch  kontrollieren und
  • wo ein smarter Umweltschutz über die smarte Optimierung der wirtschaftlichen Prozesse geregelt wird.

Heute sind wir längst auf dem Weg zu einem Smarten Umweltschutz, wo das Internet of Things (IoT), die Künstlichen Intelligenz (KI), die Big Data Analytics und die Cloud-Struktur dessen Entwicklung bestimmen (siehe auch These 11).

Als markantes Beispiel sei das Projekt Smart City Duisburg genannt, wo laufend Umweltdaten unter anderem zur Luftbelastung, zum Wetter, zum Verkehrsfluss und zur Energieerzeugung erhoben werden. [1] Die immensen Datenmengen werden mit Prozessen der Big Data Analytics so aufbereitet, dass mithilfe der KI die Umwelt ohne Zeitverzögerung überwacht und auch beim motorisierten Personennahverkehr zeitnah Maßnahmen ergriffen werden können.

Viele andere Beispiele wie die Echtzeitsteuerung des Energienetzes mit der 5G-Technik zeigen, dass der Umweltschutz sich durch die Digitalisierung zurzeit grundsätzlich erfolgreich verändert. Viele Forderungen von Parteien und zivilgesellschaftlichen Gruppen für den Klimaschutz bleiben deshalb zunehmend hinter dem vor Ort praktizierten Umweltschutz mit seinem steigenden smarten Anteil zurück.

Der Weg zum Szenario 2095 ist unumkehrbar

Der Weg zum Szenario 2095 ist unumkehrbar und er ist in allen Bereichen der Gesellschaft eindeutig vorgezeichnet.

  • Einem 5G-Netz wird das 6G- und das 7G-Netz mit der Möglichkeit zu einer künstlichen Intelligenz, die zum selbstständigen Denken fähig sein wird, folgen.
  • Die Nanotechnik hat sich von der Öffentlichkeit nahezu unbemerkt in alle Produktionsbereiche ausgebreitet, Nanostoffe sind in zahlreichen Waren ein fester Bestandteil geworden.
  • Und die Gentechnik? Nach den viel kritisierten Anfängen ihrer wirtschaftlichen Verwertung in den 1980er Jahre sind spätestens seit den Covid-19-Impfstoffen gentechnische Verfahren ein Hoffnungsträger für unsere Gesundheit geworden.
  • Jede richtungsweisende politische Entscheidung wird schon heute nur in Übereinstimmung mit Entscheidungsträger:innen aus der Wirtschaft getroffen. Die Wirtschaft gibt vor, die Politik zieht nach.
  • Die multinationalen Unternehmen verbinden uns mit der ganzen Welt, mit ihrer Hilfe können wir die staatlichen Grenzen mit einem Klick überwinden und allmählich vergessen.
  • Weit fortgeschritten ist der Einfluss der multinationalen Unternehmen auf unser soziales Leben. Kein Post, der nicht über die Schiene eines multinationalen Unternehmens wie Facebook, Bertelsmann, Burda oder eines anderen global Players verläuft und dessen Daten nicht für deren wirtschaftliche Tätigkeit verwendet werden.

Bei der Bertelsmann-Stiftung kann unverblümt nachgelesen werden, wo sich die Wirtschaft im Verhältnis zum Staat verortet. „Der Nationalstaat hat in den international verflochtenen Entscheidungsarenen seinen exklusiven Hoheitsanspruch eingebüßt.“ [2] Multinationale Unternehmen entscheiden bereits heute über unser globales Zusammenleben. Der Weg zum Szenario 2095 ist vorgezeichnet.


[1] Masterplan_Digitales_Duisburg_-_DIGITAL.pdf

[2] http://www.bertelsmann- stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/GP_Jenseits_des_Ressortdenkens.pdf, S. 2

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    Wohin entwickelt sich die Gesellschaft?

    These I » Die Gesellschaft wird privatisiert

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    These II » Die zunehmende Macht der multinationalen Unternehmen verändert unsere Gesellschaft

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    These III » Die privatisierte Bildung bestimmt unseren Alltag

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    These IV » Die Marginalisierung der Parteien ist weit fortgeschritten

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    These V » Die Erosion des Staates hinterlässt ein gesellschaftliches Vakuum

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    These VI » Die Digitalisierung führt zur künstlichen Intelligenz

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    These VII » Die Gen- und die Nanotechnik greifen in die Lebensvorgänge ein

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    These VIII » Die Veränderung der Demokratie ebnet den Weg zum Szenario 2095

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    These IX » Der smarte Mensch - gentechnisch verändert, nanotechnisch optimiert und von künstlicher Intelligenz geprägt

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    These X » Multinationale Unternehmen stellen die Regierungen und haben die staatlichen Aufgaben übernommen

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    These XI » Mit dem smarten Umweltschutz in eine sorgenfreie Zukunft

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